Exclusive-Life

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Morris Mini Cooper S Rallye – An Bord einer fliegenden Legende

1967, der Finne Rauno Aaltonen und sein britischer Co-Pilot Henry Liddon, jagen einen knallroten Mini zum Sieg bei der Rallye Monte Carlo. Fast fünfzig Jahre später, drei Tage an Bord des Rallye-Mini, die man nie vergisst.

 

Ganz am Anfang, 1958, sitzt der Ingenieur Alec Issigonis an einem Tisch, er nimmt einen Stift und zeichnet eine grobe Skizze auf die Tischdecke. Man erkennt ein Auto, ein sehr kleines Auto. Den Mini in seiner ganzen Pracht. Die Welt des Automobiles soll möglichst vielen Menschen erschlossen werden, ein internationaler Konflikt katapultiert den Ölpreis in ungeahnte Höhen, der Benzinpreis stieg natürlich mit und damit wurden kleine, sparsame Autos zum Türöffner in die Massenmotorisierung. In Italien erblickte der charmante Fiat 500 mit Kulleraugen das Licht der Welt, fast gleichzeitig stand der Mini auf seinen Rädern und mit ihm entwickelte sich ein Kult, der bis heute anhält. Aus der Not geboren und bis heute eine Kultfigur.


Der Mini war anders und er ist es noch heute. Die Akustik, das Raumgefühl, der Vortrieb. Vier winzige Räder ganz weit aussen an den Ecken, das Motörchen füllt den kompletten Raum unter der Fronthaube, der Mini bietet vorn und hinten soviel Raum, dass man meint, man sitzt in einer Folterkiste. Menschen deren Körper die Länge von 180 Zentimetern überschreitet, müssen sich mit Human-Origami auskennen und das alles bei voller Wirkung sämtlicher physikalischer Gesetze. Die Natur scheint bei Autos wie dem klassischen Mini erbarmungslos gründlich vorzugehen. Jede Bodenwelle, jede Kurve und jede unerwartet rote Ampel verschiebt die Sitzposition nachhaltig. Und doch wischt eine Fertigkeit dieses Kleinwagens alle negativen Begleiterscheinungen aus dem Kopf. Das Fahrgefühl oder Cart-Feeling. Kein anderer Wagen dieser Kategorie verwandelt eine Runde durch die langweiligste Ortschaft der Welt in eine Vergnügungstour, jede Biegung wird zur Schikane einer Rennstrecke, jede Gerade, sei sie auch noch so kurz, ist eine Startbahn und das Radio bleibt aus, weil die Musik aus dem Endrohr so ehrlich und sauber klingt wie ein Unplugged-Konzert von Eric Clapton.


Eine ganz andere Art des Vergnügens bietet unser Test-Exemplar, der Morris Mini Cooper S Works Rally, eine 1:1-Kopie des Rallye-Monte-Carlo Siegerwagens aus dem Jahr 1967. Die Sitze bieten so viel Seitenhalt wie ein sehr preiswerter Küchenstuhl, der Beifahrer hält mit der rechten Hand das Roadbook zur Navigation und mit der Linken umklammert er einen Hanfgurt, der oben am Dachholm mit zwei Aluminium-Schrauben befestigt ist. Nach sechs oder sieben Stunden Fahrt, braucht er gute dreißig Minuten bis er den Arm wieder halbwegs schmerzfrei bewegen kann. Der Fahrer, noch ein wenig benebelt von den Benzin-Düften im Innenraum faltet seine Beine auseinander, er klettert aus dem Innenraum und er hört schlecht. Dämmung kostet Gewicht und der Spezial-Mini sollte nicht nur wenig sondern auch schnell sein. Was er auch ist. Wir haben gut 300 Kilometer hinter uns gebracht und dieser besondere Mini hat uns gezeigt, was man aus einem klassischen Mini so alles heraus holen kann.

Produktionszeit: 1959 - 2000

Motor: Vierzylinder Reihe

Hubraum: 1.275 ccm

Leistung: ca. 100 PS

Gewicht: ca. 620 kg

Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h


Drei Tage in dieser roten, schreienden und oft fliegenden Kiste

Das kleine, britische Gefährt flog durch die engsten Kurven, als wäre er auf Schienen unterwegs, sein knackiger Hintern war stets bemüht dem vorderen Teil des Wagens zu folgen, die winzigen Räder boten zwar genug Traktion, aber immer wieder schlichen sich zwischen Asphalt und Reifen ein paar Zentimeter Luft, was dem Publikum der Hamburg-Berlin-Classic, deren Teilnehmer wir waren, so richtig gut gefiel. Unser kleiner Brite war in fast jedem Ort ein sehr gern gesehener und gehörter Gast, was sicher mit dem Image des klassischen Mini zusammen hängt. Drei Tage in dieser roten, schreienden und oft fliegenden Kiste, wir stiegen aus und reanimierten unsere Gelenke, Wirbel und andere Scharniere im Körper. Es war eine Höllentour mit dem Kleinen und eine wunderbare, freudenspendende Erfahrung. Mini extrem sozusagen. 


In den Jahren 42 Jahren bis zum neuen Mini unter BMW-Führung, saß so ziemlich jeder einmal in einem Mini. Vom bettelarmen Student bis zum Bankpräsident. Der Mini war und ein klassenloses Auto, eine Man konnte ihn in allen Varianten kaufen. Vom klassischen Hatchback bis zum Pickup. Er war robust, preiswert in Anschaffung und Unterhalt, er lieferte ein Fahrerlebnis, das man ohne Übertreibung sportlich nennen darf. Hollywood-Größen wurden in den winzigen Wagen gesetzt. Mr. Bean alias Rowan Atkinson lieferte sich so manche Schlacht mit dem Be- oder Entladen des Briten, Bud Spencer schlängelte sich elegant im Film „Plattfuß in Afrika“ in den Zweitürer und im Jahr 2016 war Robert de Niro in seinem Film „Dirty Grandpa“ in einem klassischen Mini unterwegs. 


Klassische Mini sind auf dem Markt reichlich unterwegs. Die Preise für einen einfachen Hatchback (Standard-Karosserie) variieren, je nach Zustand, zwischen 5.000 und 15.000 Euro. Rost ist ein Thema, die Elektrik spielt vor allem bei feuchter Luft gerne verrückt. 

Fotos: BMW Classic