Exclusive-Life

driven by exception

BMW Active-e - Erster

Mit der Technik der Zukunft wird aus einem 1er BMW eine Zeitmaschine, die uns zeigt, wie man sich bald in einem BMW ohne Verbrennung fortbewegen kann.


Juni 2024: ein paar Jahre ist es schon her. 2011. BMW hatte uns noch auf der Einladungsliste und wir sassen im ersten elektrisch betriebenen BMW. Mit Neugier und der Ankündigung auf den i3 im Kopf.

 

Den Schlüssel gibt es noch immer, die Motorhaube hat eine Delle, die man beim M3 Powerdome nennt, jedoch steckt unter dem Blech des ActiveE eine Batterie, die einfach mehr Raum einnimmt. Den Sitz verstellt man per Mechanik und Muskelkraft, Strom ist kostbar, jeder Verbraucher will Saft und der wiederum schafft Reichweite. Man stelle sich vor, alle Motoren in einem Auto mit Benzin- oder Dieselantrieb würden ihre Kraft direkt aus dem Tank schöpfen. Manche Fensterscheibe würde dann lieber per Kurbel und Handgelenk bewegt, das Radio bliebe manchmal aus und der Sitz würde eben wie beim 1er mit E-Antrieb manuell verstellt. So geht das mit der Erziehung, man lernt durch direkten Entzug. Drei Minuten Sitzheizung kosten zehn Kilometer Reichweite. Oder anders herum: Wer dicke Unterhosen trägt, kann länger.


Nun steht man also in der Halle, die sonst von Testwagen mit Verbrennungsmotoren bevölkert wird. Der E-BMW steht still und stumm, der Stromkreis wird per Startknopf geschlossen und man sollte nun losfahren, was aber nicht geht, da der ActiveE keine Leerlaufdrehzahl hat, von Standgas wollen wir nicht reden. Wer fahren will, muss Gas geben. Also mit Bedacht den rechten Fuß nach unten und los geht die Fahrt. Die Reisen rollen enorm laut ab, was am Bodenbelag und den fehlenden Motorgeräuschen liegt. Der modifizierte 116i ist nicht lauter als ein Rolls-Royce, unsere Testfahrt mit den 102EX ist noch lebhaft im Gedächtnis vorhanden. Ein paar Sekunden nach der Abfahrt erste Verwunderung. Sobald sich der Fuß vom Gaspedal löst, endet der Vortrieb abrupt. Kein Rollen, keine Kupplung die dem Wagen seine Eigendynamik lässt. Der BMW verzögert sehr stark, so stark, dass ein nachfolgender Wagen gewarnt werden muss. Später erfahren wir, dass die Bremsleuchten aktiviert werden. Segeln kann der BMW auch, wer das Gaspedal in eine "Zwischenstellung" gebracht wird.



Nach den ersten Metern auf freier Wildbahn werden die Kräfte des Motors zunächst zart zur Entfaltung gebracht, der Gasfuß erhöht den Druck nur leicht und der BMW beschleunigt wie vom Magnet gezogen, der Fuß senkt sich weiter und die Nadel läuft ohne Widerstand zur elektronischen Grenze. Tempo 145 ist schnell erreicht, ohne Gebrüll, ohne Geschrei. 12.000 Umdrehungen soll der Motor laut Datenblatt erreichen, wir glauben das gerne, nur hören oder spüren können wir das nicht, die Dame auf dem Beifahrersitz wird ein wenig unruhig. Sie arbeitet für den Hörfunk und sucht nach Beweismaterial.




Ein Blick auf das Datenblatt. Dort steht in der Rubrik Motor hinter Bauart: Elektromotor. Das muss den Motorjournalist ein wenig neugierig machen. BMW baut den Motor selbst, man sei schließlich ein Motoren Werk. In Reihe, in V-Form. Diese Motoren sind Legende. Mit Turbo, mit Hubraum. Wir werden von einem Magnetfeld und einer Spule in Bewegung gesetzt, kein Öl, kein Auf und kein Ab der Kolben. Man wird sich daran gewöhnen und in der Garage steht auch in fünfzig Jahren ein V8 und ein kleines Fass mit Superbenzin.


In München stehen die Ampeln dichter beieinander. Jeder Stopp weckt die Neugier. Auf dem BMW steht "ActiveE" und das 1er Coupé senkt die Hemmschwelle:

"Fährt der mit Strom?"

"Ja"

"Cool"


Man nähert sich Münchens Prachtstrassen und denkt an Heimkehr nach Garching, 145 Kilometer sind oft nur Theorie. Keine Berge, kein Ballast, keine Beschleunigungsorgie und keine Sitzheizung. Wenn der i3 in zwei Jahren das Trockendock verlässt, wird unter der Carbonhaut dieselbe Technik wie in unserem 116er Coupé arbeiten. Der i3 wird dank seiner Hightech-Hülle in einer anderen Gewichtsklasse antreten. Aus einem Super-Mittelgewicht wird ein Leichtgewicht. Im Boxsport wäre das kein eindeutiger Vorteil, Schlagkraft wächst mit Masse. Beim Automobil ist der Vorteil klar erkennbar, weniger Gewicht bedeutet mehr Reichweite trotz gleich langer Arme. Auf der Rückfahrt wird schon mal ein Fazit formuliert. Man wisse noch zu wenig über die Technik, sagt die Dame nebenan. Wie belastbar sind E-Motoren. Was passiert im Winter bei minus 25 Grad, was im Sommer bei 30 Grad. Und die Fußgänger, was sollen sie hören. Es gibt Lärmschutzwände, die vor Motorenkrach schützen. Was schützt vor sich anschleichenden Autos?

Die Hersteller, die Kunden und auch wir Journalisten werden beim Thema Elektroautos noch viel zu lernen haben.


Motor: Hybridsynchronmotor

Leistung: 125 kW / 170 PS

Drehmoment: 250 Nm

Max. Drehzahl: 12.000 U/min

Batterie Kapazität: 32 kWh (brutto)

Ladezeit 110 V: 16 bis 20 Std.

Ladezeit 240 V: 4 bis 5 Std.

Kofferraum: 200 Liter

Leergewicht: 1.815 Kg


Highspeed: 145 km/h abgeregelt

Beschleunigung 0 - 100 km/h: 9 Sekunden


Stückzahl: 1.100


Text: Ralf Bernert

Fotos und Video: BMW AG



Fotos: Rolls-Royce