Motor/Leistung
Motor: V12 Turbo
Hubraum: 5.204 ccm
Drehmoment: 900 Nm
Leistung: 725 PS
Maße
Länge: 4.712 mm
Breite: 1.968 mm
Höhe: 1.280 mm
Lehrgewicht: 1.845 kg
Fahrleistungen
0-100 km/h: 3,4 s
Top Speed: 340 km/h
Preise
Neupreis: ab 274,995 Euro
Fahrbericht Aston Martin DBS Superleggera Coupé
Hamburg, im März 2021
Der DBS, wir kennen ihn aus einem Bond-Film aus dem Jahr 1969, war anfangs mit einem Sechszylinder und 282 PS unterwegs. Seite 2019 hat sich die Zylinderzahl verdoppelt, man hat dem Namen ein Superleggera hinzu gefügt und die Motorleistung ist mit 725 auch ein wenig gestiegen. Er ist das Flaggschiff derer von Aston Martin. Die Speerspitze, auch beim Preis. Knapp 275.000 Euro werden fällig. Plus Extras.
80 Kilo mehr auf der Waage als der DB11 mit V8. Die Maße sind nahezu identisch mit denen des DB11 und bei den Fahrleistungen sieht die Sache dann natürlich ein klein wenig anders aus. 3,4 bis 100 und 340 Spitze, das heisst: Er ist der Schnellste, der Teuerste, der Exklusivste.
Man sieht es, man hört es und man spürt es. Da wären die beiden Nüstern in der Motorhaube, die tief sitzende Kühlermaske mit aufwändig gefertigtem Grill. Links und rechts daneben die beiden Lüftungsöffnungen und darunter die Spoilerlippe. Das alles zusammen ergibt dann ein Bild und das sagt „ich bin der Chef“. Fertig. Im Innenraum noch mehr Ziernähte, noch mehr Leder, noch mehr Handwerk und dieses Gefühl der Umarmung, das man bei anderen Autos ein wenig eher als zu viel Nähe sieht, aber dem Aston gerne gestattet, weil es ein elementarer Teil britischer Höflichkeit ist.
Man steigt ein und man wartet. Der V12 wird von zwei Abgasturbos unterstützt. Die Zeit des V12 Saugers ist vorbei. Es lebe die lineare Kraftentfaltung. Wir erinnern uns an einen Ausflug im Vantage S V12, vor drei Jahren. Ein Fest für die Ohren, ein Ausflug durch Eifel und Hunsrück im August. Himmel, war das fein.
In der Gegenwart warten 725 Pferde. Der Chef-Finger drückt den sehr schicken Button in der Mitte nach unten. Es erwacht ihre Majestät und die Endrohre verkünden, dass die Audienz nun beginnen möge. Das Publikum ist hoch konzentriert, zwei Menschen stehen am Straßenrand und schauen uns zu. Man sieht, dass sie überlegen, ob sie den schönen Wagen ansehen oder ob sie die Musik einordnen sollen. Er ist laut, kurz nur, aber laut. Ein Weckruf, wer jetzt noch schläft verpasst die ganze Story. Hier werden 900 Newtonmeter aus dem Schlaf gerissen. Sie strecken sich, sie gähnen, sie schütteln sich kurz und dann stehen sie aufrecht im Bett und wollen raus.
Der DBS Superleggera spielt eine Rolle. Beim neuen Bond-Film und bei drei Jubiläen. 1959 siegte Aston Martin in Le Mans, weshalb man die Edition DBS 59 baute. 24, was sonst, Exemplare mit optischen Anleihen an den damals siegreichen DBR1 wurden präsentiert und verkauft. Dann sind da noch 50 Exemplare des OHMSS Special Edition, als Erinnerung an den Bond-Film „Im Auftrag Ihrer Majestät“ aus dem Jahr 1969. Die Technik blieb unangetastet, Räder, Innenraum und Außenfarbe sollen an den Dienstwagen von James erinnern. Und dann ist da noch die Concorde Edition. Das sagenhafte Fluggerät wurde vor 50 Jahren auf die Rollbahn gestellt und Aston Martin lieferte zehn Sondermodelle in den Farben von British Airways lackiert, im Innenrum schimmert es Concorde-Blau. Anschnallen und in drei Stunden nach New York.
Wir bleiben in Deutschland und lassen den V12 nebst Abgasturbolader von der Leine. Irgendwie sind 725 PS ein Lockmittel. Auf der Landstraße stürzen wir uns nicht in jede Kurve, auch weil man dann vorher jedesmal bis kurz vor den Stillstand abbremsen müsste. Wir laufen also los, bremsen auf 60 ab, vorher den Rückspiegel inspizieren, und lassen den Wagen dann in die Biegung reinschnuppern. Die Lenkung hilft dabei ungemein, weil so präzise und so sauber arbeitend. Das Fahrwerk ist sehr straff, wenn man den Sport-Modus wählt. Und wer den Gasfuß zu tief senkt und dabei vorab den besten Bremspunkt verpasst, wird sanft aber deutlich an physikalische Gesetze erinnert. Reibungsabriss und Zentripetalkraft sind Brüder im Geiste. Die Masse strebt zum äusseren Rand der Kurve wie ein Rudel hungriger Hunde zum Fressnapf. Bei den Hündchen hilft eine Leine, beim Aston hilft modernste Technik in Form von Soft- und Hadware, welche beim geringsten Anschein von Toraktionsverlust den Antrieb an den entsprechenden Rädern sehr sauber und nachhaltig auf Null reduzieren. Das hat zur Folge, das der Wagen eigentlich nur die Fassung verliert, wenn man es unbedingt darauf anlegt, sprich: Man deaktiviert das DSC und schickt den Wagen auf eine Rutschpartie. Man kann es Drift nennen oder eben rutschen.
Weiter im Takt, die Kräfte des DBS sind allgegenwärtig, die Balance des Wagens ist bemerkenswert gut. Transaxle-Bauweise, heisst das Zauberwort. Motor vorn, Getriebe hinten. Der Schwerpunkt sitzt nahezu mittig, was den Wagen nicht nur stabil auf der Straße hält, sondern auch die Simulation einer Verfolgungsjagd durchaus realitätsnah erscheinen läßt. Die Bösen im Rückspiegel, die Landschaft weiter vorn. Die beiden Nüstern in der Haube geben dem Ausflug diesen Anschein von Kraft trifft Physik. Wir biegen mit Schwung links ab, der Verfolger weiter hinten gerät aus der Fassung. Eine Pirouette ist die Folge, wir lehnen uns im Kinosessel zurück, Popkorn trifft Magensäure, mehr als 16 Lautsprecher der feineren Art fluten den Raum mit orchestraler Musik. Schaffen wir das? Na klar.
Hin und her, raus, rein, mit Schmackes und Lust auf die gerade, es könnte dann doch langsam brenzlig werden, weil der Brite eben auch Lust hat oder zumindest den Anschein erweckt. Wir sitzen natürlich nicht in einem Rennwagen mit Käfig, Slicks und Helm um den Kopf. Der DBS Superleggera ist dann doch der GT mit dem Maximum an Leistung und Komfort, was uns dann noch auf die Autobahn treibt. No Limits und der digitale Anzeiger strebt in Richtung 300, was recht schnell und nachhaltig passiert. Die Karosserie, mit der des DB11 recht nah verwandt, ist steif, sehr steif, was dem gesamten Auto dieses Maß an Sicherheit verleiht welches man bei 330 km/h auch so dringend spüren will. Er sitzt auf dem Asphalt wie ein deutscher Steuerfahnder im Büro eines Unternehmers, der im letzten Jahr sehr oft auf die Cayman-Islands flog. Natürlich nur der guten Luft wegen.
Wir reisen also mit Top Speed durch die Gegend. Die Tankanzeige wirkt seltsam lebendig, wir schätzen, dass im Moment gut 30 Liter pro 100 Kilometer durch die Leitungen fliessen. Da wir den Wagen nicht mit über 300 schieben können, setzen wir zur Landung an und suchen per Navi eine Futterstelle. Motoren mit zwölf Zylindern sind hungrige Biester, nach WLTP soll unser Freund so um 14 Liter pro 100 Kilometer verschlingen. Wir haben nicht nachgemessen, sind aber sicher, dass es auch ein paar Liter mehr sein können.
Wir steigen aus und führen ein Selbstgespräch. Welcher soll es denn nun sein? Eine Kuppelshow aus dem TV fällt uns ein. Kandidat A: der schnittig, ambitionierte Jungspund mit dem Hang zur Kurvendiskussion und dem Hintern, dem man gerne nachschaut. Oder ist es Kandidat B, der den Gentleman gibt und das so überzeugend, dass man ihm lieber Tee als Benzin reichen möchte oder ist es gar Kandidat C, der unsere Taschen spürbar entleeren kann und in dem so viele Feinheiten verarbeitet wurden und der die Kraft eines Zehnkämpfers in sich trägt? Wir wissen es nicht. Ehrlich. Montags den, Dienstags den anderen und Mittwochs das hohe C. Gemein ist allen eines: Die Familie.