
16 Jun DS7 e-tense
driven by exception
Fahrbericht DS 7 e-tense – Charme unter Strom
Zwei Varianten sind im Angebot. 225 PS und Hinterradantrieb und 300 PS plus Allrad. Beide Modelle basieren, logisch, auf dem DS 7 Crossback und beide Modelle sind seit Ende 2019 auf dem Markt. Wir haben uns den „Grossen“ geschnappt und zwei Wochen in und um Hamburg bewegt, betankt und beobachtet.
Nizza, im Januar 2021
1,9 Liter auf 100 Kilometer Verbrauch, das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Natürlich ist die Verbrauchsangabe eher Wunsch als Realität. Wir wissen, dass wir selbst den Verbrauch in der Hand, bzw. im Fuß haben. Das Thema PlugIn und Verbrauch ist ein Dauerbrenner, vor allem in Deutschland, dank der gelebten Lust auf Speed und der wenig geliebten Notwendigkeit des Aufladens. Im Grunde sollten wir den Wagen 100 Kilometer fahren, den Akku dabei bis auf zehn Prozent entleeren und dann zur Ladestation fahren und den Akku wieder füllen. 80 Prozent sind ok. Aber das tut man nur, wenn man zur perfekten Zielgruppe für PlugIns zählt und das heisst: Pendler mit rund 100 Kilometer Strecke pro Tag und dann in der nacht den Wagen an die Elektro-Zitze. Der Rest fährt den Akku leer und lädt erst wieder auf, wenn Zeit, Gelegenheit und Lust vorhanden sind. Man fährt also ausschließlich mit dem Verbrenner und transportiert den Elektro-Motor plus Akku plus Kabel und so weiter durch die Gegend. Noch schlimmer: mit dem Verbrenner den Akku aufladen, das haut den schönsten WLTP-Test vom Hocker.
Den DS 7 hatten wir schon einmal als Testwagen. Wir fuhren den 2.0 BlueHDi 180 und wir waren vor allem von der Ästhetik des Wagens schon sehr angetan, dass der Vierzylinder-Diesel ein kleines Sparwunder war, konnten wir auch nicht für uns behalten. Aber die Aura dieses neuen Franzosen hat uns schon mitgenommen.
Und jetzt kümmern wir uns um zwei Motoren, einen Akku und eine vollkommen andere Antriebsphilosophie. Lautlos anrollen, im Kombinat den Antrieb organisieren, an der Ampel sehr flott aus den Hufen kommen und doch so ruhig und gelassen auf der Autobahn mit 160 dahingleiten. Als hätte man diesen DS mit zwei oder genauer drei Gesichtern versehen. Das ist typisch für die meisten Hybride und doch hat man bei DS noch ein wenig stärker nachgeholfen.
Der Charme bleibt, die Frontleuchten tanzen noch immer, wenn man den Wagen per Knopfdruck auf dem Schlüssel aktiviert. Die feine Uhr thront noch immer auf ihrem Bord und das ganze Look-and-Feel-Thema ist noch immer so präsent wie die Elbphilharmonie im Hamburger Hafen. Die DS 7 ist ein Leuchtturm. Nun eben auch mit Samtpfoten ausgestattet, die den Franzosen nahezu lautlos durch die Gegend flanieren lasen. Plus Software und Netzwerk, was die Energie-Orga diesen spürbaren Tick besser macht.
Wir haben das probiert und den Wagen mal ohne App, ohne Blick auf den zentralen Monitor von A nach B laufen lassen. Also im -Modus, was bedeutet, dass der Wagen beide Antriebstechniken gemeinsam arbeiten läßt. Anfangs elektrisch, dann kommt der Verbrenner hinzu und der Wagen ist deutlich agiler, kraftvoller, was dann auch akustisch entsprechend untermalt wird. Bei Topspeed rennt der DS dann auf der Überholspur los und greift richtig an. Er ist kein Sportler aber er ist sportlich unterwegs. Nach einhundert Kilometern lernen wir, dass man bei dieser Fahrweise rund sieben Liter in den Benzintank füllen muss. Das ist schon eine deutliche Différence zum Datenblatt-Wert.
Und dann kann man ein wenig lesen, stöbern, lernen und verstehen. Die App zum Beispiel, welche die schnellsten und verfügbaren Ladepunkte aufzeigt und in die Route einbezieht, plus den Fahrmodusschalter, der im Akku-Schon-Modus den Verbrenner in den Vordergrund stellt, damit man später eben schick, leise und ohne Dampf aus dem Endrohr durch die Innenstadt laufen kann.
Auf unserer Tour, die immerhin gute vier Wochen dauerte, haben wir die DS 7 von einer ganz anderen Seite kennen gelernt, weil der E-Antrieb dank seiner akustischen Zurückhaltung und seiner begrenzten Ressourcen den Insassen ein noch stärkeres Gefühl von Komfort, Charme und Charakter verleihen kann. Dass uns 300 PS und, was noch wichtiger ist, 520 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung standen, ist ein Luxus und eine Versuchung.
Den Wagen zu treiben, ihn auch mit reichlich Schwung in Kurven zu lenken und dann zu erleben, dass der Allradantrieb plus das wirklich sauber arbeitende Fahrwerk den nicht leichten Wagen nicht nur in der Spur hält, ihn sogar sportlich aktiv arbeiten läßt, ist aller Ehren wert. Vor allem in unseren Breiten sind Topspeed und offen zur Schau gestellte Kräfte noch immer gern gesehen. Die Fraktion der Vollgas-Freunde wird zwar immer kleiner, aber man spürt den nach Vergleichen noch immer. Die DS 7 kann sich davon distanzieren, auch weil sie andere Stärken sehr sauber und klar kommuniziert. Den Zusatz „E-Tense“ haben wir erlebt, an der Tankstelle gespürt und auch, recht selten, an der Ampel wirken lassen.
Und je länger man im E-Modus durch die Gegend fährt, umso mehr möchte man den Franzosen zurufen, sie mögen doch bitte den Verbrenner mitsamt der kompletten Technik aus dem Wagen entfernen und den E-Motor zum Chef de la Voiture ernennen.
Technische Daten laut Hersteller:
DS 7 e-tense 4×4 300
Motor: 4 Zylinder Reihe
Hubraum: 1.598 ccm
E-Motor: Synchron
System-Leistung: 220 kW / 300 PS
Drehmoment: 520 Nm
Maße:
Länge: 4.573 mm
Breite: 1.895 mm
Höhe: 1.631 mm
Radstand: 2.738 mm
Leergewicht: 1.900 kg
Fahrleistung/Verbrauch:
Top Speed: 240 km/h
0-100 km/h: 5,9 s
Verbrauch kombiniert: 1,7 l/100 km
CO2 kombiniert: 38 g/ km
Preis in Deutschland: ab 46.580,00 Euro
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