Fahrbericht Ferrari Roma – Piemont-Dreaming

Kurven, Hügel, sattes Grün, Weinstöcke und mitten drin ein Ferrari der besonderen, der sehr eleganten Art. Sein Name: Roma. Sein Auftrag: Das süße Leben neu erfinden, erleben und erfahren. Wir waren an Bord und haben Kirschen gesucht. 

 

Nein, es sind Haselnüsse, die man hier findet und die einem dann auf´s Brot geschmiert werden. Viele Kalorien, viel Tradition und viel Kindheit. Das Piemont kann ein Schlaraffenland sein. Verführung pur, auch wenn man mit 620 PS vor der Nase früh morgens unterwegs ist. Es duftet nach Kurven, nach sanft schlafenden Hügeln und einer Sonne, die nicht aufgeht, sondern aufersteht und mit ihrem Schein die ganze Landschaft in einen einzigen, wunderschönen Garten verwandelt. Und mitten drin der Roma aus Maranello. Als Besucher, Gast und Freund.


Das Menattino steht auf „Wet“, weil der morgendliche Tau den Asphalt in eine schlüpfrige Bahn verwandeln kann und wir das Coupé nicht unnötig in Verlegenheit bringen wollen. Trotz der umfangreich eingebauten Elektronik, die als Fangleine und Schutzengel prächtig funktionieren soll und tatsächlich hier und da den schicken Hintern des Roma einfängt noch bevor er sich aus dem Staub machen kann. Ein kurzes, kaum spürbares Rucken und der Italiener ist wieder in der Spur. Eine LED-Leuchte flackert einmal kurz auf, das Zeichen für die Aktivität der Traktionskontrolle. Die Pirellis greifen wieder zu, der Roma läuft sauber und stabil weiter. In früheren Zeiten hätte man jetzt die Fahrertür geöffnet, festgestellt, dass der Wagen doch sehr nah an einigen Weinstöcken parkt und dann inständig gehofft, dass man mittels Rückwärtsgang den 2+Sitzer wieder auf die Straße bringt..



Motor: V8 Biturbo

Hubraum: 3.855 ccm

Leistung: 456 kW / 620 PS

Drehmoment: 760 Nm

Getriebe: 8-Gang DKG

Antrieb: Hinterräder


Maße: 

Länge: 4.656 mm

Breite: 1.974 mm

Höhe: 1.301 mm

Radstand: 2.670 mm

Leergewicht: 1.570 kg

Trockengewicht: 1.472 kg

Ladevolumen: 272 + 73 l

Tank: 80 l


Fahrwerte/Verbrauch:

Top Speed: 320 km/h

0-100 km/h: 3,4 s

Verbrauch kombiniert: 10,3 l/100 km

CO2 kombiniert: 234 g/km


Preis in Deutschland: ab 198.557 Euro

Vorbei die Zeit, als man einen Ferrari mit kundiger Hand, reichlich Rhythmus im Blut und ein klein wenig Fitness bewegen sollte. Wer einen modernen Ferrari aus der Fassung bringen will, muss im Grunde rohe Gewalt anwenden. Das Wort Vorsatz schwebt durch den Raum..

Diese Zeiten sind vorbei, wer einen modernen Ferrari aus der Fassung bringen will, muss im Grunde rohe Gewalt anwenden. Das Wort Vorsatz schwebt durch den Raum.


Zurück zum Genuss, zur Süsse des Lebens und zum Roma, der uns verführen will. Mit Form, Stimme und Technik, wobei Letztere in den ersten Stunden die Hauptrolle übernimmt. Slippery und so weiter. Der Fuß auf dem rechten Pedal gibt den Takt an, der zweite Fuß schwebt über den Dingen. Immer wieder in Kurven hinein und hinaus. Es ist dieser typische Ferrari-Tanz, den man stundenlang geniessen kann. Selbst der V8 mit seiner eher sonoren Stimme spielt mit, liefert immer dann den richtigen Druck, wenn es aus der Kurve hinaus geht, die Gerade, so kurz sie auch sein mag, wird genommen, als gälte es die Siegesfahne als Trophäe mit nach Maranello zu nehmen. Ein Ferrari ist ein Ferrari, selbst wenn er mit ruhiger, fast sonorer Stimme spricht.


Sie haben ihn elegant gezeichnet, unter der Haube liefert ein V8 BiTurbo 620 Pferdestärken, ein schnelles, sehr schnelles Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe sortiert die Gänge sauber und ohne die berüchtigte Zugkraftunterbrechung, also kein Nicken, kein Verlust an Antriebsmoment. Das Innenleben des Italieners wie gewohnt, das Lenkrad ist und bleibt Schaltzentrale, das kleine Manettino, als Baby-Volant unten am Kranz, liefert die Fahrmodi. Von Rennstrecke bis Nasse Straße. Eis und Schnee fehlen auf der Skala, der Roma soll ein Sonnenwagen sein. Es gilt das Motto: „Augen auf die Straße, Hände am Lenkrad.“


Das Fahrwerk ist in der Grundeinstellung recht sauber auf Komfort im Sportanzug justiert. Wir spüren Bodenwellen und kleine Krater im Asphalt, wir freuen uns, wenn der Wagen mit Wonne in Kurven hinein- und wieder hinausläuft und das in sehr, sehr sportlichem Tempo. Die Karosserie ist steif genug für den harten Hund in uns, die Bremsen plus Pirelli´s P Zero, extra auf den Roma abgestimmt, setzen das Sportcoupé auf die Bahn und lassen es auch dort, nachhaltig. Die Sitze halten uns fest, das Volant liegt sehr griffig in den Händen und dann ist da noch die neue Form der smarten Bedienung. Ganz rechts am Lenkrad, ein kleines Rechteck, als Touchpad unterwegs. Die Kuppe des Zeigefingers spaziert darauf herum und bewegt die Inhalte eines kleinen Monitors vor dem Lenkrad. Die Mittelkonsole als Infozentrale kennen wir, den schmalen Screen rechts daneben auch. Aus dem 812 und seinem Nachfolger. Auf das der Co die wichtigsten Daten stets im Blick haben möge. 


Wir fassen mal zusammen, nach gut vier Stunden Auslauf zwischen Weinstöcken, Hügeln, kleinen und kleinsten Dörfern, einem kurzen aber sehr gut belegten Stück Autostrada und ein paar kleinen, sehr unterhaltsamen Pausen zwecks Espresso und dem Anblick des Roma, wie er da steht und sich gerne anschauen läßt. Er ist schnell, sehr schnell. Er ist sportlich, straff, fast drahtig und schon deshalb ein Ferrari reinsten Wassers. Er ist kein Schreihals, kein Macho mit Brustbehaarung und schon gar kein Dandy, der in den 60ern stehen geblieben ist. 


Er ist ein hochmoderner, sehr eleganter Sportwagen, den man auch ohne Bedenken Sportcoupé nennen kann und darf. Er kann auch als Bindeglied zwischen den großen V12-Modellen und den V8-Sportlern gesehen werden. Allein der Gesang des Roma läßt diese Bindung entstehen. Er ist ein Ferrari für Zwei plus Gepäck für Touren der vergnüglichen und der komfortablen Art und er kann den Catwalk vor dem Grand Hotel so gut wie kaum ein anderer seiner Art und da sind nur wenige im Blickwinkel unterwegs. Den McLaren GT und Varianten von Aston Martin schreiben wir mal als Kollegen des Roma auf.