57.600 Euro sind eine Ansage. Eine klare Herausforderung an die Etablierten und an die Kundschaft, welche mehr will als nur einen Viertürer mit Limousinen-Qualitäten. Der G80 ist so ein Kandidat. Ein Herausforderer. Die Ästhetik besonders, weil Luc Donckerwolke Hand anlegte. Der G80, so unaufgeregt sein Name klingen mag, so typisch Genesis. Die Maske vorn hungrig nach Luft, sehr präsent und doch diesen Touch vornehmen, elegant. Die dynamisch nach vorn geneigte Motorhaube als feiner Deckel und dann die Leuchten, vorn wie hinten: anders. Vorn von den Lüftungsschlitzen seitlich flankiert, hinten deutlich in die Radhäuser geführt, sehr lebendig, auffallend aber eben nicht nach Aufmerksamkeit schreiend. Der ganze Wagen als Botschafter der Idee, dass der Mensch keine rollende Skulptur mit buntem Hut braucht, sondern ein Automobil, das zwischen A und B als Erscheinung auftritt. Eine positive natürlich.
Im Innenraum dann das Interface plus Lebensraum während der Fahrt. Bequem auf den ersten und zweiten Blick. Die Einrichtung komfortabel, das Auge bleibt hängen. An Zierleisten, geschwungenen Linien, an Leder und Chrom. Selbst der Kunststoff ist sehr hochwertig, Auge und Hände sagen das. Auf den Lenkrad-Stegen ein paar Einstell-Möglichkeiten. Die Mittelkonsole mit zwei sehr wuchtigen Einstellrädern. Weiter oben ein Monitor, der gestochen scharfe Infos liefert und vor dem Lenkrad die Sicht auf alles, was wichtig ist. Das HeadUp liefert sauber und akkurat Navi, Speed, Reichweite beim E-Model, eine Grafik zum Spurhaltesystem und weitere Hinweise zu aktiven Sicherheitssystemen. Im Grunde braucht es nicht mehr und weniger wäre den einen Tick zu wenig.
Der Vierzylinder, ein per Turbolader mit 306 Pferdestärken ausgestatteter 2,5-Liter Benziner ist in jedem Normalbetrieb ein eher zurückhaltender Motor. Er neigt nicht zu übertriebener Akustik, es sein denn der Gasfuß senkt sich zu weit in Richtung Bodenblech. Dann verkündet die Abgasanlage eine Art Notruf, der dem Chauffeur klar und deutlich zur Zurückhaltung mahnt. Vier Zylinder und Drehzahlen jenseits der 4.500 Umdrehungen sind des Limousinen-Insassen ärgster Widersacher. Selbst die beste Dämmung und der G80 ist exzellent gegen Aussengeräusche geschützt, hilft leider nicht wirklich. Man blättert in der Zeitung oder schaut in einem der beiden Monitore auf den Rückseiten der Vordersitze eine Dokumentation über Lebensqualität auf akustischem Wege und urplötzlich meldet sich der Benziner plus Abgasanlage zu Wort und erinnert an Zeiten, als das Wort „downsizing“ ausschließlich für die Formel-1 verwendet wurde. Und schlagartig fragen wir uns, weshalb der feine 3,5-Liter V6 nicht in unseren Breiten angeboten wird. Egal, der Fuß hebt sich, er rollt wieder und läßt uns mit der Doku allein. Gut so.
Irgendwann juckt es in den Händen und im eben erwähnten rechten Fuß. Wir wollen den Viertürer, kurz nur, ein wenig kitzeln. Ihn nicht rollen, sondern laufen lassen. Eine Landstraße, einsam und verlassen, provoziert uns. Ein paar Kurven, ein paar Bäume als Publikum und dazwischen die ein oder andere Gerade, die noch halbwegs gut mit Asphalt bedeckt und ohne nennenswerte Hubbel, Knubbel oder Löcher auskommt.
Wir nehmen Anlauf, der Vierzylinder jault ein wenig, dritte Schaltstufe, hinein in die Biegung, runter in den Zweiten, kurz die Bremse ins Spiel gebraucht und unser Wagen rennt hinein, am Scheitel wieder der Motor mit Gesang, hoch auf 6.000 Touren, dann in den Dritten und weiter auf der Geraden. Ein paar Mal spielen wir das Spiel. Ein Schlüsselbund weiter hinten flog umher, eine Mütze hinterher. Aber sonst. Wenig. Allrad, ist klar. Und mehr Neutralität, als die Schweiz jemals vorspielen konnte. Der Wagen liegt satt und unbeeindruckt auf der Straße, die Reifen melden sich kurz zu Wort bleiben aber sauber auf dem Asphalt liegen. Kein Ausheben, kein Unter- oder Übersteuern, kein Wanken und auch die Lenkung blieb exakt und präzise.
Nun wissen wir, dass der 2,5 T AWD genug Leistung unter der Haube hat, er kann auch dynamisch unterwegs sein und stellt den Chauffeur nicht vor schwierige Aufgaben. Eine Limousine halt. Komfortabel, schnell genug, geräumig und von bester Qualität. Über das Design und die Verarbeitungsqualität müssen wir nicht viel schreiben. Er sieht sehr gut aus und er fühlt sich sehr gut an. Irgendwie sollten mehr davon unterwegs sein. Im Austausch mit dem teutonischen Einerlei.
Die technischen Daten laut Hersteller:
Motor: R4 Benzin Turbo
Leistung: 224 kW/ 306 PS
Drehmoment: 422 Nm
Antrieb: Allrad
Getriebe: 8-Gang Automatik
Maße:
Länge: 4.995 mm
Breite: 1.925 mm
Höhe: 1.465 mm
Radstand: 3.010 mm
Kofferraum: 424 l
Zuladung: 520 kg
Leergewicht: 1.930 kg
Tank: 65 l
Fahrleistungen
0-100 km/h: 6,0 s
Top Speed: 250 km/h
Verbrauch kombiniert: 9,0 l/ 100 km
Preis in Deutschland ab: 57.600,00 Euro