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Mercedes-AMG EQS – Das Flaggschiff mit Hyperantrieb

Er könnte bei fast jedem Singwettbewerb mitspielen und in SiFi-Filmen den wortkargen Held transportieren. Der EQS von AMG hat das Zeug zur Ikone. The real Future-Supercar. Und wir sassen drin. Mitten in California, ganz dicht an Hollywood.


Los Angeles im Jahr 2021


Ja, ein paar Hersteller haben es nicht einfach in diesen Tagen. Und es geht nicht um ein paar Millionen Chips oder diesen Virus, der uns ja alle ärgert. Sogar Fußgänger. Nein, es ist die Frage nach dem Danach. Wenn Verbrenner nur noch von Sammlern gehortet und gepflegt werden. Wenn ein V8 aus der Ferne wie eine Dampflock aus Nürnberg klingt oder ein Diesel an einen auslaufenden Krabbenkutter an der Nordsee erinnert und jeder erwartet, dass aus dem schweren Gerät Marty McFly in Cowboystiefeln, Jeans, weißem Hemd und ner Filterlosen im Mundwinkel aussteigt und mit einer Straßenkarte bewaffnet nach dem Weg zur nächsten Tanke fragt natürlich erst beim dritten Versuch Glück hat, weil Tanken ein so furchtbar altmodisches Wort ist. Voll Neunziger. 


Auf dem Highway Richtung LA, aus Palm Springs kommend, gehen ein paar Daumen hoch. Vermutlich, weil ein Mercedes in dieser Aufmachung hier noch nie gesichtet wurde. Und schon gar nicht ohne jede Form der akustischen Kommunikation. Leise, ein wenig schnurrend oder, wenn man die „AMG Sound Experience“ durchstöbert hat, wie ein Kettenraucher auf Entzug klingt. Der Wagen gibt so ziemlich alles her, was man an Akustik so gerne um sich hat. Jimmy Hendrix ist leider nicht dabei, man stelle sich vor, er würde seine Woodstock-Hymne spielen, während der Wagen durch LA rollt. 


Philipp Schiemer, Geschäftsführer der Mercedes-AMG GmbH, seit August 2020 im Amt, spricht mit uns. Ein kurzer Snack in einem Weinlokal kurz vor Palm Springs. Und er spricht von Erwartungen, Tradition und Motoren. Und von der Zukunft, die so spannend sei plus dem EQS. Jenem Pionier aus Affalterbach, der schon ohne die drei Buchstaben ein herausragendes Fahrzeug sei. Die Kraftentfaltung, die Mühelosigkeit des Antriebes und die extreme Effektivität, welche dann in Reichweite münde. 


Und wir sitzen drin, drücken einen Knopf, ganz sachte. Vorbei die Zeiten, in denen der Mensch den Motor zuerst per Kurbel ins Leben rief und später per Elektrik. Ein gezahnter Schlüssel nach rechts, der Anlasser wiehert los und dann die Kolben. Heute wird gedrückt oder noch einfacher, Platz genommen. Den Rest erledigen künstliche Synapsen. 


Die Leute bei AMG haben gewirkt und zwar derart, dass man den Eindruck gewinnen muss, dieser EQS ist schneller, härter, stärker und dominanter, als alle Modelle aus Stuttgart. Und irgendwie ist die Erwartung auch berechtigt. Der Boss mit vier Sitzen auf der Überholspur ist nun mal Herr AMG. Und jetzt? In Kalifornien verbieten sich derartige Ideen. Die linke Spur ist die schnellste, weil leer und nur für Carpool-Fahrzeuge erlaubt. Der AMG spaziert also brav zwischen monströsen PickUps, Maxi-Vans und jede Menge asiatischem Blech nach vorn. Er könnte 250 km/h, was für ein E-Auto mehr als beachtlich ist. Der EQS ohne die AMG-Plakette ist deutlich ruhiger unterwegs. Bei 210 Sachen wird abgeregelt, der Reichweite wegen. Die 250 schafft der AMG auch nur, weil man in Affalterbach die Kühlung des EQS 53 optimiert hat. 


Gemäß der WLTP-Richtlinie schafft der stärkste aller EQS 586 Kilometer und das mit der 107,8 kWh-Batterie, die auch im EQS 580 aus Stuttgart eingebaut ist. Hier im sonnigen Kalifornien. Fenster runter, Arm raus. So um 17 Grad. Für den Akku perfekt. 100 km/h, der Gasfuß hängt ab, für den Akku noch besser. Wenn jetzt noch der Bremsfuß ab und an aktiv ist, werden wir die 600er-Marke schaffen. Und das ist für einen HighTec-Wagen der 2,6-Tonnen-Klasse schon sehr beachtlich, vor allem wenn man weiß, dass dieser EQS eben dem EQS aus Stuttgart locker davonlaufen kann.


Bleibt eine Frage: Ist der Unterschied zwischen dem AMG-EQS und dem Mercedes-EQS deutlich spürbar und rechtfertigt der AMG einen Aufpreis in Höhe von 17.000 Euro?


Er ist schneller, sein „Authentic-Soundwelt“-System lassen sich eine ganze Reihe an „Motor- und Fahrsounds“ generieren und das komplette Fahrwerk und damit das Fahrverhalten wurde überarbeitet. Der AMG EQS bewegt sich deutlich agiler, dynamischer und damit sportlicher als der Mercedes EQS. Insofern ist der EQS aus Affalterbach schon ein Zugewinn an Fahrfreude und genau das ist nun mal die Kernkompetenz der Leute von AMG. 


Drei Jahre später sehen wir mal nach und siehe da, sie haben in Stuttgart und Affalterbach nachgebessert. Nicht viel, aber laut WLTP sollen die beiden neuen AMG EQS weniger Strom brauchen und deshalb ein paar Kilometer weiter fahren. Wir werfen ein, dass der Mensch in aller Regel nicht nach WLTP fährt und deshalb 20 bis 15 kWh/100 km eher eine Wunschvorstellung darstellen. 

Fotos: Mercedes-AMG



AMG EQS 53 4Matic+ Dynamic Plus

Motoren: 2 E-Motoren

max Leistung: 761 PS

max Drehmoment: 1.020 Nm

Antrieb: Allrad


Zuladung: 525 kg

Leergewicht: 2.700 kg


Fahrleistungen

0-100 km/h: 3,4 s

Top Speed: 250 km/h

Verbrauch kombiniert: 20,9 kWh/ 100 km

Reichweite WLTP: 532 - 626 km

Akku-Kapazität: 118 kWh Kwh

Ladetempo max: 200 kW


Preis in Deutschland ab: 155.009,00 Euro