Betrug und Oldtimer – Wohin jetzt mit dem verdammten Geld?

Wieviele Mona Lisas gibt es? Und welche ist echt. Oder die wilden Miuras, 300 Sls und so weiter. Irgendwie wissen wir es seit Jahren. Und jetzt ist die Panik groß. Weil ein Fachhändler die Staatsanwälte zu Gast hatte.

Gestrickt bis die Nadeln glühn. Jedes verdammte Wochenende jede Terrasse im Viertel gefliesst, bei der Steuer gefummelt, geerbt oder ganz brav und sauber hart gearbeitet. 50.000,00 in der Tasche und die Zeitungen sind voll von Beiträgen über Garagengold. Das die meisten davon von wohl eher gesponsort sind, liegt auf der Hand. Von wohlmeinenden Händlern und Herstellern, deren Historie als Marketing-Instrument genutzt wird. Wenn die eigenen, alten Produkte Höchstpreise erzielen, strahlt das auf die Marke ab. Also hoch mit den Werten. 60 Millionen für einen 250 GTO sind in Maranello gern gesehen. Der Uhlenhaut-Wagen für 125 Mio, wunderbar. Und es gab, gibt Menschen, deren Taschen so tief sind, dass sie selbst den Boden nicht sehen können. „Must have“ sind die Zauberworte plus Eitelkeit. Kein Investment, keine monetären Interessen. 


Der luftgekühlte 911 ging durch die Decke. Flucht in die Sachwerte nannte man das. Schrauber, die sich auf den 911-Motor verstanden, verdreifachten ihre Tagessätze. Reiche Jungs zuckten mit den Schultern. Keine Ahnung aber dafür umso mehr Geld. Das Rad drehte sich und dreht sich noch immer. Man kann die Preise absurd nennen, aber sie sind Realität. Mit Kunst und deren Preisen vergleichbar. Auch dort wird gefälscht, dass sich die Rahmen biegen. Weinsammler werden über den Tisch gezogen. Und so weiter. 


Und nun? Ganz aktuell steht das Unternehmen Kienle Automobiltechnik GmbH aus Stuttgart im Fokus der Ermittlungen des Landeskriminalamtes Baden Württemberg. Es geht um zwei Mercedes-Benz 300 SL Roadster, lackiert in der Farbe „Phantasiegelb“ (Farbcode DB658), die jeweils mit der selben Fahrzeugidentifikationsnummer versehen sind. Der Geschäftsführer Klaus Kienle äußerte sich in einer Pressemitteilung zu den Vorwürfen und beteuerte seine Unschuld. 


Das LKA teilt hierzu mit: „Der Verdacht lag nahe, dass diese Firma von lange nicht gehandelten Oldtimern professionelle Dubletten fertigte und verkaufte. Das LKA BW übernahm in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart das Verfahren“


Ob sich der Verdacht erhärtet und entkräftet werden kann, auf alle Fälle stellt er wieder einmal einen Weckruf dar, der uns klar machen muss, dass es ohne Kompetenz teuer und frustrierend werden kann. 


Der Fall Kienle zeigt wieder einmal, dass die Branche seit Jahrzehnten ein Problem hat, welches auch andere Marken betrifft. Aus drei Autos wird ganz plötzlich eins. Zwei Nummern bleiben übrig und daraus werden unverhofft zwei neue Klassiker, deren Originalität nur noch am linken Außenspiegel festzumachen ist. Hersteller oder deren Mitarbeiter vergeben Zertifikate, die teuer und oft wertlos sind. Gutachten kosten ein Vermögen und der Käufer steht am Ende vor einen schönen und nagelneuen Klassiker. 


Die Antwort auf die Frage, wie man Betrügern nicht ins Netzt geht, klingt simpel und sollte ganz oben auf der Liste vor dem Kauf stehen. Ohne Kompetenz und gründliche Recherche sollte man nicht aus dem Haus gehen. Markenclubs können eine gute Hilfe sein. Literatur kann wichtige Informationen liefern, über Technik und Details. Die Historie des auserwählten Klassikers sollte exakt nachprüfbar sein. Verkäufer erzählen gern von weiteren Interessenten, für den Druck beim Interessenten. Der Wagen sei einzigartig in dieser Ausführung, x-mal restauriert, nur bei Fachbetrieben, Zustand 1+, besser als neu. Na klar.

Wer heute einen Klassiker kaufen will, braucht drei Dinge: Geld, Zeit und Ahnung. Und genau das brauchte man schon immer.