Das gigantisch wirkende Coupé, dessen Ausmaße allein den Wagen in den Fokus rücken können. Wäre da nicht die Strahlkraft der Form, der Details, der Aufmachung. Ein Hybrid mit mehr als 600 PS und die können den Wagen in knapp vier Sekunden bis Tempo 100 werfen. 1.000 Newtonmeter Drehmoment, in Worten eintausend. Man bewegt das rechte Pedal nach unten, die Drehzahl spielt dabei nicht wirklich eine Rolle, nur der Strom muss fliessen, denn drei E-Motoren nehmen den Reihenvierzylinder an die Hand und schieben, was das Zeug hält. Der 2,3-Tonner rennt und rennt, die Straße kann dann gar nicht lang genug sein und hinter dem Steuer denkt man über Sportwagen nach und fragt sich, weshalb bisher noch niemand in einen Zweisitzer diese Technik eingebaut hat, vermutlich, weil nicht genug Raum unter der Karosserie ist.
Nummer 1 steht vor der Tür, korrekt geparkt. Polizei-Kontrolle, wegen Nummernschild, weil schwedisch. Es folgen Fragen über Fragen. Man kenne diesen Wagen nicht, man sei immer skeptisch, wenn da ein Auto unbekannter Herkunft und Bauart rumstehe. Es wird immer absurder, man schaut sich die Papiere an, liest, versteht Bahnhof, liest nochmal, und kommentiert, es sei wohl alles in Ordnung. Aber der Wagen sei schon cool. Na also, die Polizei mit Geschmack und Neugier.
Wir flanieren durch Hamburg, Fahrmodus „elektrisch“, das soll 120 Kilometer weit gehen und wenn der Stromspeicher leer ist, kann man per Nabelschnur den Akku wieder mit Leben füllen. Das geht maximal mit 50 kW und dauert nicht so lange. Vorausgesetzt, man findet eine entsprechende Ladestation. Schaltet man in den Hybridmodus kümmern sich Soft- und Hardware um die beste Verteilung der Arbeit an Bord, also die beste Mischung aus Verbrenner- und E-Motoren.
Im Inneren des Polarsternes findet man sich so schnell zurecht, wie in der eigenen Wohnung. Alles hat seinen Platz, Handbücher sind überflüssig. Der Zentralmonitor ist die Heimstädte für alle wichtigen Informationen und Einstellungen. Das Prinzip „Folge deinen Intuitionen“ wird von Volvo als Konstante gesehen und genau so laufen die Finger über den Monitor. Der Wahlhebel darunter ist ein Schmuckstück, das Lenkrad ist nahezu jungfräulich, links und rechts wenig Auswahl an Einstellmöglichkeiten. Ganz groß, für Musikliebhaber, der Laut-Leise-Drehknopf, wichtig immer dann, wenn man einer sympathischen Landstrasse begegnet oder die Autobahnfahrt durch ein feines Hörspiel ein wenig emotional aufgeladen werden muß. Hybride oder reine Elektriker sind nicht für ihren aufregenden Sound bekannt, es sein denn, man steht auch ein sattes Summen.
Wir lassen die Musik Musik sein und bewegen der sehr coolen Schweden durch die Irrungen der Innenstadt Hamburgs. Baustellen-Tango, Ampel-Hopping, die Alster als urbanes Segelrevier glänzt vor sich hin und unser Polarstern gibt das Model, verwandelt Hamburgs Straßen in einen Laufsteg. Es glotzt, fotografiert, postet und überlegt überall. Das Logo ist unbekannt, das Heck schon eher, könnte ein Volvo sein, vorn fehlt allerdings die Spange plus Schriftzeichen. Kennzeichen schwedisch. Was Neues? Und wenn, dann so richtig krass.
Raus aus dem Dschungel, rein in die Wälder. Die Nordheide mit ihrem Naturschutzpark freut sich auf uns. Heidekraut in voller Blüte, wie ein Willkommensstrauss. Der weiße 1 stromert so lange wie möglich, als ob er die Bienchen und andere Naturvölker nicht nerven wolle. Das funktioniert so gut, so reibungslos, man könnte meinen, dass Polestar seit Jahren mit E-Motoren und deren Organisation Erfahrungen gesammelt hat. Dann in den Hybrid-Modus, hier und da soll der Vierzylinder ran und er tut dies fast ebenso leise und gemach.
Autobahn-Gespräche. Der Polestar 1 schlendert in aller Ruhe eines Hybriden auf der A7 in Richtung Süden und er wird fotografiert, als hätte er die Stones an Bord und das stünde aussen angeschrieben. Und er hat den Blues, den Zug, den Drang nach Rock´n-Roll. Kein Heavy-Metall, eher die Soul-Nummer. Er rennt nach vorn, wenn man den Fuß senkt, er kann das wirklich gut und nachhaltig, wer hinter ihm her ist, wundert sich dann doch, dass dieser Schwede einen derartigen Drang nach vorn entwickeln kann. Das macht Spaß, läßt den Rückspiegel recht schnell leer werden und ein Grinsen im Gesicht ist im Grunde an der Tagesordnung.
Wir stellen den starken Schweden wieder ab. Bleiben mit den Augen wieder am Heck hängen, erinnern uns an Bärenkräfte, einen heftigen Preis von 155.000 Euro und die Tatsache, dass insgesamt 1.500 Exemplare gebaut werden sollen. Weltweit. Es gilt also, den Polestar-Händler in ein Gespräch zu verwickeln und einen Vertrag zu unterschreiben. Es sei denn, man wirft ein Auge auf den reinen Elektriker Polestar 2.
Die technischen Daten (laut Hersteller):
Verbrenner: Vierzylinder Reihe
Hubraum: 1.969 ccm
E-Motoren: 3 Synchro
Systemleistung: 448 kW / 609 PS
Systemdrehmoment: 1.000 Nm
Top Speed: 250 km/h
0-100 km/h: 4.2 s
Verbrauch kombiniert: 1,3 l/100 km
CO2 kombiniert: 30 g/km
Preis: 155.000,00 Euro
Fotos: Polestar