Tesla Model X

Tesla Model X

driven by exception

Fahrbericht Tesla X – The X-Car 
Seit knapp drei Jahren sieht man ihn hier und da durch die Stadt fahren. Er ist groß, stumm wie ein Fisch und schnell wie ein Torpedo. Der X hat Flügel und er kann auch ohne Klappenauspuff begeistern.  

Hamburg, 2018

Kein Tropfen Benzin. Nicht ein einziger. Der Tankwart schaut uns traurig hinterher, wir fahren weiter. Selbst Luft für die Reifen brauchen wir nicht. Vielleicht durch die Waschstrasse und dann den Staubsauger. Vielleicht. Der Supercharger, abseits der Autobahn, ein Fastfoodladen direkt nebenan. Ein oder zwei Kaffee, ein Donat noch. Zwei Filterlose plus ein paar Worte zu drei jungen Kerlen, die wissen wollen, ob man mit dem X auch so derbe aus den Stand allen Sportwagen davon fahren könne. Man kann, wenn man will. 

Irgendwann ist der Spaß nur noch Routine, die meisten winken eh ab. Wer läßt sich schon gerne zweimal in einer Woche abledern, von einem X mit 2,5 Tonnen Masse auf vier Rädern. Mit Flügeltüren, wie einst der 300 SL Gullwing, nur ohne Nockenwelle, Einspritzanlage und Kühlermaske plus Stern in der Mitte. Der Tesla X wird in vierzig Jahren zu den Ehrengästen jeder E-Oldtimer-Ralley gehören.

Fahrbericht Tesla X – Seit 15 Jahren unter Strom

Zurück in die Vergangenheit. Vor 15 Jahren gegründet, vor zehn Jahren dann der Roadster. In 3,7 Sekunden bis 100 km/m, Reichweite bis zu 500 Kilometer. Nichts, wirklich nichts konnte mit diesem offenen Sportler mithalten. Ladezeit: mindestens vier Stunden, in Deutschland eher acht Stunden. Vor zehn Jahren. 109.000,00 US-Dollar betrug der Preis. Man zahlte für die Extravaganz, für die Moderne. Das Model S kam 2012. Eine Limousine mit verschiedenen Stromspeichern, mit verschiedenen Leistungsdaten. Und wieder das Katapult, diese Beschleunigung, die dir zeigt, was man erlebt, wenn elektrische Energie von der Leine gelassen wird. Und es zeigt noch etwas. Elon Musk ist weit mehr als nur ein vermögender Visionär. Er hat das E-Mobil unter Spannung gesetzt, es aus dem Schatten gigantischer Windräder genommen und ihm den Fun-Faktor gegeben. Mit dem Model S ging die Reise los, mit dem X wird die Geschichte noch interessanter, denn zwei Trends wurden gleichzeitig bedient. SUV und E-Mobilität. Volltreffer.

Hamburg – Köln in einem Rutsch. Der X läuft 120, 200 und sogar 240. Er braucht Energie, wie alle anderen auch und er kann auch bei Tempo 100 sehr, sehr forsch nach vorne stürmen. Wer dem Tesla zu dicht in den Nacken fährt, hat Mühe ihm zu folgen. Die 773 PS wirken nicht nur beim Ampel-Sprint, die Reichweite tut das, was sie auch in Benzin-Diesel-Fahrzeugen tut, sie schrumpft. Und da nicht alle 40 Kilometer ein Supercharger wartet, wandert der Gasfuß langsam nach oben, unser Testwagen rollt, er rekuperiert, lädt also den Stromspeicher auf und wir sehen der Reichweitenanzeige zu, wie sie fröhlich die Zahl der noch zu fahrenden Kilometer erhöht. Hamburg – Köln, es passt locker. 

Bei Köln dann das Strommenü, der Wagen holt sich Energie, wir trinken Kaffee und sitzen hinter dem Lenkrad. Zeit für Betrachtungen. Die Windschutzscheibe weckt unser Interesse. Sie endet nicht, wie gewöhnlich, vor unserem Kopf, sie läuft weiter nach hinten, fast bis zur B-Säule und sieht nicht nur cool aus, es verwandelt den Innenraum in eine Lichthalle. Während bei anderen großen Limousinen oder SUV die A-Säulen dank ihrer Wucht den Innenraum in eine Zelle verwandeln, schafft der Tesla X Raum für Blicke und Atmosphäre. Man möchte mit diesem Wagen eine sternklare Nacht erleben, der Tesla als Observatorium. Sternzeit 2018.

Fahrbericht Tesla X – Sieben auf einen Streich

Die beiden Flügel kann man als Pforten betrachten. Sie brauchen überraschend wenig Raum, was das Parken recht einfach macht und sie sind das beste Lockmittel für Neugierige. Wo und wann auch immer der X seine Flügel ausbreitet, mindestens drei Handykameras sind bereit und oft genug wird man gebeten, die Schwingen doch bitte noch mal zu bewegen. Auch das hat Elon Musk vortrefflich erkannt. Wenn du ein Produkt verkaufen willst, sorge dafür, dass man darüber spricht und schreibt. SUVs gibt’s wie Sand am Meer, aber eines mit Flügeltüren nur einmal. Sieben Personen finden Platz, dann schrumpft der Laderaum hinten allerdings auf ein Minimum zusammen. Vorne kann man noch 150 Liter einlagern, der Rest bleibt entweder im Schrank oder man verwandelt den X in eine Zugmaschine. 2.250 Kilo können gezogen werden, das sollte für eine mittel große Familie oder eine kleine Fußballmannschaft ausreichen.

Kurz vor dem Ende noch ein paar Worte zur Innenausstattung. Der 17-Zoll-Monitor spricht für sich selbst, wir kennen das Spiel aus dem Model S. Die Fingerübungen zur nahezu kompletten Bedienung des Tesla sind einfacher als zu lernen als die Bedienung eines x-beliebigen Smartphones, auch, weil die Finger keine Minitasten treffen müssen. Und während die meisten Wettbewerber aus der Bedienung eine Quizshow machen, ist der Tesla ein offenes, digitales Buch. Die Sitze sind bequem und eher US-like, also nicht dem europäischen Geschmack geschuldet. Das Thema Seitenhalt geniesst im X einen anderen Stellenwert, dafür ist das Raumgefühl im X Lichtjahre von vergleichbaren Fahrzeugen entfernt. 

Und nun das Ende, das Fazit. Wir habe den X wirklich ausgiebig bewegt, ihm seine Stärken und einige Schwächen entlockt. Er ist, natürlich, extrem leise. Die Reifen rollen hier und da etwas lauter ab, was aber zum großen Teil an der Qualität des Untergrundes liegt. Die Windgeräusche bei hohem Tempo sind natürlich nicht überhörbar, aber auch sie halten sich in Grenzen. Der Blick auf die Karosserie deckt ein paar Schwächen auf, wir meinen damit Spaltmaße und die sind bei fest sitzender deutscher Brille nunmal ungeheuer wichtig. Dass ein Elektroauto dieser Größe einen hohen Energiebedarf hat, vor allem, wenn er sehr, sehr zügig bewegt wird, liegt auf der Hand. Tesla kann weder die Schwerkraft noch andere physikalische Gesetzte ausser kraft setzen. Aber eine echte Reichweite von 490 Kilometer und eine Ladegeschwindigkeit, von der alle anderen E-Mobile nur träumen können, sind noch immer das Nonplusultra der Elektromobilität. 

Fotos: RHB

Die technischen Daten (laut Hersteller):
Tesla X P100D
Leistung: 568 kW / 773 PS
Drehmoment: 450 Nm
0-100 km/h: 3,1 Sekunden
Highspeed: 250 km/h
Reichweite (EPA): 465 km
Reichweite (NEFZ): 542 km
Akku-Kapazität: 100 kWh
Ladezeit: 45 Min. für 80 Prozent der Ladekapazität

Maße: 
Länge: 5.037 mm
Breite: 1.999 mm
Höhe: 1.684 mm
Radstand: 2.964 mm
Leergewicht: 2.509 kg
maximale Anhängerlast: 2.250 kg

Preis in Deutschland ab: 156.100,00 Euro

Preis für X 75D: 91.250,00 Euro
Preis für X 100D: 110.800,00 Euro 


Text: Ralf Bernert
Fotos: RHB
www.teslamotors.com      

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