driven by exception
Toyota Supra GR – Die Toyota-München Connection
Klar, der BMW schaut aus ihm heraus. Und weil wir nur den Supra und nicht den BMW bewegt haben, schreiben wir auch hauptsächlich über diesen besonderen Toyota, der uns ein ganz klein wenig an alte Zeiten erinnern will.
Nostalgie ist angesagt, als Begleitmusik für den Abgesang auf Kolben und Ölpumpen. Und deshalb freut sich der Mensch entweder über eiskalte E-Autos aus China, fade E-Mobile aus deutschen Landen oder eben vibrierende Sechszylinder aus Bayern, die ihre Schwingungen bis ins letzte Gelenk aller Insassen schicken. Als Lebenszeichen. „Ich bin noch da“.
Er ist noch da. Mit 340 PS, Handschalter, Heckantrieb und reichlich optischer Ansage zum Thema Dynamik. Innen drin darf man sich über ein Firmenlogo auf den Volant freuen. Als hätte ein Toyota-Fan den BMW gekapert. Um das Logo herum glänzt BMW mit Leder, ein wenig Sichtkarbon und bester Verarbeitung. Das kann Toyota natürlich genauso gut, aber das ist Teil des Deals zwischen Japan und Bayern. BMW-Kunden werden sich schneller zuhause fühlen, Toyota-Kunden werden lernen müssen. Die Sitze anders als im Münchner: mehr Seitenhalt, mehr Sport im Design. Sonst: Sport und Sport+ und natürlich: Aus den Rohren ganz weit hinten springen Töne der Dynamik.
Der maximale Unterschied zum Bayer natürlich die Karosserie mit heftig Luftführung, breite Backen und die Front wirkt einfach länger, klassischer. Auch, weil das Heck dank reichlich Spoiler, Flapps und Diffusor sehr knackig, sehr kurz wirkt.
Und dann rollen wir los. Der Reihensechszylinder ist der wohl beste seiner Art. Er läßt den Wagen und seine Umwelt in Ruhe. Kein Gebrabbel á la G AMG oder Mustang. Kein akustisches Gepose. Der Supra glänzt mit Optik. Dass sie dem Wagen ein paar tönende Gimmicks eingebaut haben, ist wohl der anvisierten Zielgruppe geschuldet. Ein Zwischengas beim Gang-Runter-Schaltwippen-Ding wäre verzichtbar, ist aber auch eine Hommage an alte Zeiten, als manch Getriebe ohne Synchronisation auskommen musste.
Im Rückspiegel verschwindet das Ortsausgangsschild. Erst 70, dann 100. Wir starten bei 20 km/h und lassen ihn mal laufen und freuen uns über 340 PS und 1.600 Kilo. Er rennt los, die Gänge laufen durch und bei einhundert Sachen, übergeben wir den Wagen wieder dem Cruise-Modus. Komfortabel, da deutsche Landstraßen vom Autoministerium noch nicht wirklich saniert wurden, testen wir gleich die Federung und sind: zufrieden. Kein Luftgefedere, eher eine Art Inventur der Lücken und Buckel. Aber erträglich. Wir sitzen in einem Sportwagen, Wirbelsäulen-Schongänge sind im Supra nicht verbaut.
Mal kurz auf die Autobahn und ausprobiert, wie er denn die 250 spielt. Sehr gut, bis ganz oben auf der technisch abgeregelten Skala. Es geht fix, nicht brachial aber souverän. Dank des guten Leistungsgewichts, rennt der Japaner sauber und klanglich sehr sportlich und mit dem erfreulich sehr guten 8-Gang-Automatikgetriebes bis an den Begrenzer. Noch mehr freuen wir uns über die sehr freie linke Spur. Im Normalfall braucht man heutzutage fünf, sechs Anläufe. Heute mal ohne Dienstkombi in Leasing-Silber vor der Nase.
Wieder runter, Landstraße, diesmal Kurvenübungen. Auch hier freie Bahn. Kein Trecker und Mofa vor der Nase. Ganz kurz in die Kurve rein, der Bremssfuß haut dem Pedal kurz auf die Mütze, der Wagen nickt ein klein wenig mit der Nase, schnuppert und am Ausgang wieder die Nase hoch. Das Alles spielt sich im kaum sichtbaren, eher spürbaren Bereichen ab. Wir sitzen nicht in einem Ausflugsdampfer, wir sitzen in einem echten Sportwagen. Das Spiel läuft x-mal ab. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Er mag Kurven, er kann Kurven. Wenn etwas nicht gut läuft in den Windungen, dann soll der Fahrer in den Spiegel schauen. Er war´s.
Ein Fazit: Der Supra GR von Toyota ist ein Toyota. Der zur Zeit sportlichste, auffälligste und coolste Toyota. Uns gefällt die einerseits moderne, aufmerksame Technik und auf der anderen Seite das fast britische Design. Vorne lang, hinten kurz: VolaHik.
Und weshalb ist dieser Japaner so spannend?
Weil das Leben als Verbrenner im Moment mit reichlich religiöser Energie angereichert wird, weil seit Jahren immer mehr über den Tod gesprochen, geschrieben und gedacht wird. Manche planen das Aus mit klaren Ansagen. 2025, 2030 und so weiter. Andere lassen Türen geöffnet. Plan B oder C. Vermutlich lassen die Besitzer der Hersteller den Daumen lieber waagrecht liegen. Vielleicht werden deshalb Autos wie der Supra GR wie Botschafter einer vergänglichen Ära gesehen. Vielleicht.
Motor: 6 Zylinder Reihe
Hubraum: 2.998 ccm
Leistung: 250 kW/340 PS
Drehmoment: 500 Nm
Getriebe: 8-Gang Automatik
Antrieb: Hinterräder
Länge: 4.379 mm
Breite: 1.854 mm
Höhe: 1.299 mm
Leergewicht: 1.570 kg
Radstand: 2.470 mm
Top Speed: 250 km/h abgeregelt
0-100 km/h: 4,3 s
Verbrauch nach WLTP: 8,1 l/100 km
CO2: 183 g/km
Neupreis in Deutschland ab: 52.850 Euro